Anreise

 

Doch etwas aufgeregt, aber vorallem sehr gespannt, was uns erwarten würde, standen wir am Flughafen und mussten uns  endgültig an der Sicherheitskontrolle von unseren Familien verabschieden.  Für Traurigkeit blieb jedoch kaum Zeit. Viel zu sehr waren wir damit beschäftigt, auch ja in den richtigen Flieger zu steigen und unsere 4 Koffer, 2 Rucksäcke, 1 Laptoptache, Schals, Kissen und Proviant nicht zu verlieren. Nach einem etwas stressigen Umstieg in London, bei dem wir fast unseren Anschlussflug verpasst hätten, landeten wir um 20:00 endlich in Akkra, der Hauptstadt Ghanas. Hier wurden wir sofort von Linda, einer Mitarbeiterin der Stiftung wilkommen geheißen und zu unserer Unterkunft in Akkra gebracht, wo wir die Nacht verbringen sollten. Auf dem Weg im Taxi, wussten wir kaum, wohin wir zuerst gucken sollten. So vieles war ganz anders als in Deutschland: Überall auf den Straßen Menschen, die Waren in Körben auf dem Kopf herumtrugen, gekleidet in sehr bunte, sehr gemusterte, lange Kleider oder Röcke, die sich gegenseitig Dinge in einer Sprache zuriefen, die wir noch die zuvor gehört hatten. Die Straßen gesäumt von kleinen Lehmhütten oder Containern, indenen Verkäufer exotische Speisen verkauften, Haare flochten, Stoffe anboten... Überall wimmelte es von Menschen, sodass der Taxifahrer Probleme hatte durch die Menschenmengen hindurchzufahren, die sich auf den Straßen tummelten. Von überall her Hupen, Gebrüll und Automotoren. Für diesen ersten Tag waren wir sehr froh, ersteinmal in dem kleinen Zimmer, indem wir übernachteten, alle Eindrücke sortieren zu können, von diesem völlig fremden Land, indem wir nun die nächsten fünf Monate bleiben sollten und uns von der Reise zu erholen. Ganz genau wussten wir zwar nicht, zu wessen Haus dieses Zimmer überhaupt gehörte, wer hier noch wohnte, wann, von wem und ob überhaupt wir am nächsten Tag abgeholt werden würden, aber wie wir in den nächsten Monaten feststellen sollten, gehört diese Entspanntheit und Spontanität, sich einfach auf etwas einzulassen, ohne vorher alles 20 mal durchgeplant zu haben, genau so zur ghanaischen Mentalität, wie die Lockerheit, wenn es um Pünktlichkeit und feste Verabredungen geht.
Und zumindest eines der Rätsel klärte sich am nächsten Morgen auf. Wir wohnten offensichtlich bei Monica, die uns mit leckerem ghanaischem Frühstück und Reis mit Tomatensauce versorgte, bei dem wir direkt feststellen mussten, dass ghanaisches Essen vor allem eines war: nämlich scharf. Wer jetzt genau Monika war erfuhren wir an diesem Tag noch nicht auf, aber zum Glück wurden wir von Linda, mit der wir uns mitlerweile sehr gut verstanden, abgeholt und wieder zum Flughafen gebracht. Wieder zurück am Flughafen in Akkra, stiegen wir zusammen mit Linda in ein Flugzeug, das uns mit ca. einer Stunde Flugzeit nach Tamale brachte, eine Stadt etwas weiter im Norden Ghanas. Darauf folgte noch eine 3 stündige Busfahrt nach Bolga, der Stadt, in deren Nähe sich das Dorf befindet, in dem unser Haus liegen sollte. Hier fühlten wir uns sofort wohl, im Gegensatz zum überfüllten und lauten Akkra, war es hier sehr ruhig und die Landschaft wunderschön, vor allem jetzt am Ende der Regenzeit, wo alles noch blühte und die Landschaft von einem intensiven grün dominiert wurde. An der Bushaltestelle in Bolga wurden wir schließlich von Quddus unserem zukünftigem Chef abgeholt und zu unserem „Volunteershouse“ gebracht. Auf der Autofahrt merkten wir endgültig, dass das wir das gewohnte Gebiet der Großstadt hinter uns gelassen hatten. Über enge Feldwege und sandige Straßen, die von Hügeln und Löchern übersäht waren, schlängelte sich der Pickup seinen Weg durch die vollkommene Dunkelheit, von Straßenlaternen keine Spur. Auch entgegenkommenden Eselherden oder auf der Straße schlafenden Ziegen wich Quddus gekonnt aus und brachte uns schließlich sicher zu unserem Haus. Hier trafen wir auf Lisa, auch aus unserer Stufe, die schon den Monat zuvor angereist war und zwei weitere Freiwillige aus Bayern, Ronja und Carolina, mit denen wir unsere Zeit in Ghana zusammen leben würden.  Mit Hilfe der drei fanden wir uns sehr schnell in den Arbeitsalltag der Stiftung ein, gewöhnten uns an die Gepflogenheiten vor Ort und wuchsen schon bald zu einer richtigen „WG“ zusammen.